Anleitende Erziehung

Zum anleitenden Erziehungsstil gehört neben einer liebevollen, warmherzigen und aufmerksamen Haltung gegenüber dem Kind auch die Vermittlung von klaren Regeln, Werten und Normen.

Anleitung und Führung durch Bezugspersonen sind für Kinder und auch für Jugendliche (obschon es in dieser Altersphase nicht immer so aussieht) von grosser, haltgebender Bedeutung. Bezugspersonen können Erziehungsberechtigte und Grosseltern, aber auch pädagogische Fachpersonen in Kitas, Tagesschulen und Volksschulen sein. Wenn diese klare Strukturen und Werte vorleben, schaffen sie für das Kind eine sichere Basis, von der aus es die Welt entdecken kann. Auch das Gelingen dieser Art von Erziehung setzt eine vertrauensvolle, annehmende Haltung dem Kind gegenüber voraus.

«Mit Bedacht gesetzte Grenzen schützen Kinder und geben ihnen Freiräume»

Der anleitende Erziehungsstil engt Kinder weder zu stark ein noch gewährt er ihnen grenzenlose Freiheit. Er eignet sich gut, um sie auf ihrem Weg hin zu selbstständigen und gefestigten Persönlichkeiten zu unterstützen. Längsschnittstudien unter Berücksichtigung unterschiedlicher Familienkontexte zeigen, dass Kinder, die nach diesem Prinzip erzogen wurden, Kompetenzen im Bereich der Eigenverantwortlichkeit und der Gemeinschaftsfähigkeit entwickeln (beide Kompetenzen werden unter den Begriffen Selbstregulation und Beziehungsgestaltung auch von der WHO als zentrale Lebenskompetenzen genannt).

Um Kinder in ihrer Entwicklung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Erwachsenen begleiten zu können, ist es für Bezugspersonen zentral, selbst den Besitz dieser Kompetenzen anzustreben – dies allerdings unbedingt ohne den Anspruch, perfekt zu sein.

Im Programm Starke Eltern – Starke Kinder werden Erziehungsberechtigte und weitere Bezugspersonen von Kindern in der Entwicklung und Vermittlung dieser Kompetenzen unterstützt.

Was ist eine entwicklungsfördernde Erziehungshaltung?

Die eigenen Vorstellungen davon, wie man als «eine gute Bezugsperson» zu sein hat, finden im Alltag nicht immer ihren Niederschlag. In diesem Zusammenhang gut zu wissen ist: Erwachsene müssen nicht perfekt sein, denn ihr Erziehungsverhalten wird zu jeder Zeit sowohl entwicklungsfördernde als auch entwicklungshemmende Teile enthalten. Das so zu akzeptieren, kann einen bedeutend entlasten. Die folgenden Ansätze können Bezugspersonen dabei unterstützen, ihren Erziehungsstil fortwährend in Richtung entwicklungsfördernde Erziehung zu entwickeln:

Ein intaktes Selbstbild als Grundlage der Kindererziehung

Wenn Erwachsene sich selbst annehmen und respektieren, so wie sie sind, und wenn sie schauen, dass es ihnen selbst gut geht (!), wenn sie Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben und wissen, dass Konflikte und Streit zum Leben dazugehören, wenn sie Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen, auch mal über sich selbst lachen und Fehler eingestehen können, dann wirkt sich das entwicklungsfördernd auf das Kind aus.

Haltung und Beziehung: dem Kind offen begegnen

Wenn Bezugspersonen die Haltung haben, dass alle Gefühle wichtig und richtig sind (aber nicht alle daraus folgenden Handlungen), dass über die eigenen Gefühle sprechen und das eigene Handeln begründen wichtig sind, wenn sie den Fähigkeiten des Kindes vertrauen und ihm – wenn nötig – Unterstützung geben, wenn sie das Kind als gleichwertig betrachten, es verstehen möchten und es altersgemäss mitbestimmen lassen, wenn sie auf die positiven Seiten des Kindes achten, ihm Zuwendung zuteilwerden lassen und auf es eingehen, und wenn Bezugspersonen – falls notwendig – auch sehr bestimmt und klar sein können, dann wirkt das entwicklungsfördernd auf das Kind.

Was das Kind erfährt und was es daraus lernt

Wenn einem Kind mit dieser Haltung begegnet wird, kann es lernen, dass es ein wichtiges Mitglied der Gemeinschaft ist, dass es genau so, wie es ist, geliebt und angenommen wird, dass es für sich selber sprechen darf und so Einfluss auf sein Leben nehmen kann, weil seine Meinung und seine Rechte wichtig sind, und dass es gleichzeitig auch Pflichten hat und seinem Alter entsprechend Verantwortung tragen kann. Das Kind hat Selbstvertrauen und traut sich Neues zu, weil es weiss: «Ich darf Fehler machen und muss nicht perfekt sein.» Und weil es erfahren hat: «Ich muss nicht alles alleine schaffen.» Es lernt, dass alle seine Gefühle Platz haben und dass zum Leben auch Humor, Leichtigkeit und Freude gehören.

Hintergrund: Das Erforschen und das Verstärken von entwicklungsfördernden Verhaltensweisen sind zentrale Elemente des Elternkurses Starke Eltern – Starke Kinder.

Material & Downloads

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Präventionsangebote & Kurse

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Politische Positionen

Kinderschutz Schweiz nimmt im Gesetzgebungsprozess Stellung und mischt sich in gesellschaftliche Debatten ein. Dabei stehen insbesondere die von der Stiftung aktuell priorisierten Themen im Fokus.

Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz setzt sich dafür ein, dass Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen verstärkt für das Thema gewaltfreie Erziehung sensibilisiert werden. Dieses Ziel erreicht die Stiftung durch Inputs an Kongressen und Tagungen, Weiterbildungen und webbasierte Angebote.

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