Kinder im Kontext häuslicher Gewalt

Kinder, die häusliche Gewalt erleben, sind erheblichen psychischen Belastungen ausgesetzt und fühlen Angst, Mitleid, Erstarrung und Hilflosigkeit.

Häusliche Gewalt umfasst sämtliche Formen körperlicher, psychischer, sexueller, sozialer und wirtschaftlicher Gewaltanwendung. Sie findet meist innerhalb der Familie und des Haushalts statt, kann aber auch Personen aus aktuellen oder ehemaligen Beziehungen betreffen, die nicht im selben Haushalt wohnen.

Sie wird immer noch sehr häufig als Privatsache angesehen. Demnach ginge häusliche Gewalt die Nachbarinnen und Nachbarn, die Verwandten, die Freundinnen und Freunde, die Schule und auch die Polizei nichts an. Eine fatale Fehleinschätzung, denn Gewalt ist keine Privatsache! Sie ist strafbar, und das Thema gehört in die Mitte der Gesellschaft.

Betroffene Kinder sind in vielen verschiedenen Formen häuslicher Gewalt ausgesetzt. Körperliche Gewalt kann sich in Schlägen oder Schütteln äussern, psychische Gewalt durch Drohungen, Beschimpfungen, Demütigungen oder Vernachlässigung – und sexuelle Gewalt schliesslich in Form von sexuellen Handlungen mit oder ohne Körperkontakt, die an oder in Gegenwart eines Kindes vollzogen werden. Zudem erfahren Kinder und Jugendliche eine Form von psychischer Gewalt, wenn sie Zeuginnen und Zeugen von Gewaltanwendung zwischen den Eltern oder Erziehungsberechtigten werden. Sie sind also auch von elterlicher Partnerschaftsgewalt betroffen.

Massive Folgen für Kinder als Opfer von Gewalt

Laut kantonalen Statistiken sind bei rund der Hälfte der Polizeieinsätze aufgrund von häuslicher Gewalt Kinder anwesend. Das Erleben von Gewaltanwendung gegen einen Elternteil oder eine nahe Bezugsperson ist für die Kinder eine Form von psychischer Gewalt. Wenn an dem Ort, an dem sie Sicherheit und Geborgenheit erwarten, eine Atmosphäre von Spannung, Bedrohung und Willkür herrscht, ist die psychische Belastung für sie sehr hoch. Eltern mit Problemen bezüglich häuslicher Gewalt fehlen zudem häufig die Ressourcen, um in angemessener Weise auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen: Die Kinder leiden als Folge davon an Vernachlässigung.

Stehen Kinder im Kontext häuslicher Gewalt, ist das für deren Entwicklung eine schwere Belastung. Sie zeigen häufig Verhaltensauffälligkeiten, die sich in Unruhe oder Aggressivität, aber auch in Niedergeschlagenheit oder Ängstlichkeit offenbaren; einige Kinder zeigen ausserdem Anzeichen einer Traumatisierung. Ihre Situation wirkt sich aber auch auf andere Bereiche negativ aus, wie etwa auf die sozialen und die schulisch-kognitiven Kompetenzen oder die körperliche Gesundheit.

Kindzentrierte Ansätze sind noch ausbaufähig

In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für die Problematik von häuslicher Gewalt in der Schweiz zugenommen. Sowohl auf Bundes- (insbesondere durch den Fachbereich Häusliche Gewalt des Eidgenössischen Büros für Gleichstellung) als auch auf interkantonaler Ebene wurde das Thema verstärkt angegangen. Auf die Kinder als Betroffene wird aber bei den Aktivitäten und Massnahmen in aller Regel nur unzureichend fokussiert. In einigen Kantonen bestehen spezifische Unterstützungsangebote für von häuslicher Gewalt betroffene Kinder. Ihre Evaluation weist auf die Effektivität kindzentrierter Ansätze hin. Dennoch fehlen teilweise eine systematische Erfassung betroffener Kinder sowie die Integration in Betreuungs- und Nachsorgekonzepte.

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Engagement Kinderschutz Schweiz

Kinderschutz Schweiz benennt die Missachtung der Rechte der Kinder und fordert die konsequente Umsetzung der UNO-KRK in der Schweiz. Die Stiftung bringt sich in Debatten ein, wird zum Schutz der Kinder aktiv und fordert von den politisch Verantwortlichen kinder- und familienfreundliche Strukturen.

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